Gastbeitrag von Mag. Alexander Weinbacher:

Am Google-Cloud-Platform-Event in San Francisco wurde vor wenigen Tagen das neue Preisgefüge für einige Google-Cloud-Services veröffentlicht:
- On-demand Computing -32% (!),
- Cloud Storage -68% (!!),
- Big Data Query Engine -85% (!!!) Preisreduktion!
Google Cloud Storage kostet monatlich nur mehr $0.026 pro GB! Selbst der bisherige Platzhirsch Amazon AWS verlangt dafür $0.037, also immerhin noch um 42% mehr. Microsoft Azure startet mit einer monatlichen Gebühr von $68 pro TB. Bei dem bei Privatanwendern zunehmend beliebten Google Drive sind die ersten 15 GB gratis, für $100 pro Monat kann man nun 10TB (!!!) nutzen! Zum Vergleich: Dropbox verlangt monatlich $9,99 für 100GB, SugarSync $55 für 1TB, Apple $8,33 für 50GB.
Wenn man die Preisstaffeln fair miteinander vergleicht, ist im Bereich 50-100GB Apple rund achtmal, Dropbox rund fünfmal so teuer wie Google Drive! Als Begründung gibt Google an, die Cloudpreise wären zuletzt nur um -6% p.a. gefallen, die zugrunde liegenden Hardware-Preise jedoch um -20% p.a. und dies sei unfair. Das Preisgefüge der virtuellen Infrastruktur solle jenem der physischen folgen. Mit diesem Schritt würde dies nun korrigiert, so die offizielle Aussage.
Man kann es aber auch anders betrachten: Amazon ist im Datacenter-Segment schon über einen längeren Zeitraum deutlich preisgünstiger und hat dort massive Geschäft akquiriert. Google hat schlichtweg zu spät auf diese Bedrohung reagiert und holt dieses Versäumnis nun mit einem Paukenschlag nach – marketingstrategisch clever verpackt in „Feel-Good-Kommunikation“.
Dem Kunden soll´s Recht sein! Faktum ist, dass Google damit einsamer Preisführer in den umsatzstärksten Sparten des Cloudgeschäfts ist. Es wird spannend, wie die Konkurrenz in Form von AWS, Rackspace, Microsoft Azure, Joyent, Evernote, Tier3, Dropbox, Apple iCloud etc. darauf reagieren wird. Noch spannender wird, ob deren Kostenstruktur es überhaupt erlaubt, dieser Margenvernichtung zu folgen. Cloud Computing ist das derzeit wohl eindrucksvollste Beispiel dafür, welche Macht in der Fixkostendegression steckt und nur jene Anbieter, welche eine hohe Auslastung in einer kosteneffizienten Infrastruktur aufweisen, werden in diesem Markt überleben können.
Dass Cloudservices zu Kosteneinsparungen führen können, ist hinlänglich bekannt. Das Betrachten der absoluten Dimensionen und vor allem der Vergleich mit der hauseigenen Kostenstruktur wird zur Folge haben, dass zahlreiche Datenbestände welche keine raschen Zugriffszeit benötigen in die Cloud verlagert werden. Hierbei sei daran erinnert, dass es dennoch die Aufgabe des Dateneigentümers ist, die verlagerten Daten entsprechend vor unbefugtem Zugriff zu schützen! Geeignete Zugriffskontrollen und Verschlüsselungsmassnahmen, welche den Komfort für den User nicht beeinträchtigen, sind hier verpflichtend einzusetzen!